
Grundsätzlich werden bei einer Handanalyse immer beide Hände eines Menschen betrachtet und gedeutet. In den verschiedenen Schulen der Handlesekunst wird die Rolle der beiden Hände allerdings unterschiedlich definiert. Im System der Psychologischen Handanalyse verwenden wir die thematische Unterscheidung hinsichtlich des äußeren bzw. des inneren Lebenskreises eines Menschen.
Dabei steht die rechte Hand für das Auftreten und Handeln eines Menschen in seinem äußeren Lebenskreis. Sie zeigt, welche Dharma-Aufgaben ihm hinsichtlich seines öffentlichen Lebens gestellt sind und welche karmischen Talente und Fertigkeiten er beispielsweise in seinem Beruf oder auch in der Gesellschaft im allgemeinen einzusetzen vermag. Die rechte Hand kann somit auch als «Geschäftshand» bezeichnet werden.
Die linke Hand dagegen steht für die Themen des inneren Lebenskreises eines Menschen und gibt Hinweise auf seine Aufgabenstellungen, seine Ressourcen und sein Verhalten innerhalb seiner Partnerschaft, seiner Familie und seines engsten Freundeskreises sowie auch sich selbst gegenüber. Die linke Hand kann somit auch als «Herzhand» bezeichnet werden.
Rechte Hand
(«Geschäftshand») |
Steht für die Themen des äußeren Lebenskreises
(Beruf, Karriere, Gesellschaft, Welt) |
Linke Hand
(«Herzhand») |
Steht für die Themen des inneren Lebenskreises
(eigenes Selbst, Partnerschaft, Familie, Freunde) |
Andere Deutungsmöglichkeiten
In der Handlese-Fachliteratur finden wir auch andere Deutungsmöglichkeiten des Unterschiedes zwischen der rechten und der linken Hand eines Menschen.
So wird die rechte Hand in einigen Büchern als die Hand des aktiven Tätigseins bezeichnet, während die linke Hand das eher Inaktive, Empfangende repräsentiere. Der linken Hand werden demnach eher weibliche Attribute zugesprochen, während die rechte Hand für männliche Kraft und Tatendrang stehe. Manche Chirologen ziehen daraus auch weitergehende Schlüsse über die vom Vater (rechts) bzw. von der Mutter (links) sowie von der jeweiligen Ahnenlinie vererbten Anlagen und suchen dann nach Aspekten in der entsprechenden Hand, die Aussagen über gewisse einschneidende Ereignisse im Leben der Eltern ermöglichen sollen.
In der Psychologischen Handanalyse sehen wir dies anders. Wir gehen davon aus, dass in der rechten wie auch in der linken Hand das Wirken beider Kräfte sichtbar wird – sowohl der männlichen als auch der weiblichen Energie. Hierfür unterscheiden wir sowohl in der rechten als auch in der linken Hand jeweils eine eher nach außen gerichtete, rationale und aktive «männliche» Seite und eine eher nach innen gerichtete, emotionale und inaktive «weibliche» Seite. Denn man kann ja durchaus auch im inneren Lebenskreis, in Partnerschaft und Familie, männliche Attribute leben; ebenso kann man auch im äußeren Lebenskreis, in Beruf und Karriere, weibliche Attribute an den Tag legen.
Nach einer weiteren Deutungsmethode repräsentiert die linke Hand eines Menschen das Mitgebrachte und Vergangene, während die rechte Hand das aufzeigt, was der betreffende Mensch konkret aus den in sein Leben mitgebrachten Anlagen bereits gemacht hat oder in Zukunft noch machen wird. So gibt es Chirologen, die bis zum frühen Erwachsenenalter (bis rund 30 Jahre) eher aus der linken und danach aus der rechten Hand lesen.
Aufgrund der beiden Tatsachen, dass sich erstens die Handlinien in beiden Händen nachweislich verändern können – was bei der linken Hand ja nicht möglich sein dürfte, wenn sie tatsächlich bloß das bereits Vergangene repräsentierte – und dass zweitens unser zukünftiges karmisches Schicksal nur zum Teil vorausbestimmt ist, da wir es mithilfe unseres freien Willens jederzeit neu gestalten können, erachten wir diese Deutung für nicht haltbar. Stattdessen ziehen wir in der Psychologischen Handanalyse die zuvor beschriebene Deutungsweise des äußeren und inneren Lebenskreises vor.
18. September 2018 | Allgemein