Glaubens- und Wissensfragen sind Weltbildfragen

Wir können es drehen und wenden, wie wir wollen: In dieser bunten und turbulenten Welt der Mannigfaltigkeit und des freien Wählens wird sich der Anspruch nicht erfüllen lassen, jemals objektive, allgemeingültige, zweifelsfreie Aussagen zu treffen oder Urteile zu fällen, die von allen Menschen einstimmig als glaubhaft und plausibel, als bewiesen oder als wahr akzeptiert werden.

Doch die Erfüllung eines solchen Anspruchs ist im Schöpfungsplan wohl gar nicht vorgesehen. Denn jedem einzelnen Menschen wird allezeit die Möglichkeit der freien Wahl geschenkt – der Wahl nämlich, worauf er seine Bewusstseinsenergie richten und welche Ziele er anstreben möchte. Diese Möglichkeit der freien Wahl dürfen wir auch dankbar dafür nutzen, um uns für ein eigenes Weltbild und damit für einen eigenen Wissens- und Erfahrungshorizont zu entscheiden.

Sämtliche Glaubens- und Wissensfragen sind also immer Weltbildfragen. Und die Wahl unseres Weltbildes ihrerseits ist ausschlaggebend für die Grundlage dessen, was wir als Wissen annehmen oder ablehnen.

Jeder Mensch ist individuell. Jeder Mensch verfügt über eine andere Wahrnehmungs-, Empfindungs- und Leistungsfähigkeit; jeder steht an einem anderen Punkt in seiner persönlichen Entwicklung, und jeder wird von einer anderen Mischung aus gemachten Erfahrungen, karmischen Prägungen, eingefleischten Verhaltensmustern, persönlichen Identifikationen, Wünschen, Sehnsüchten und anstehenden Herausforderungen beeinflusst. Das heißt auch: Gemäß diesem Verständnis gibt es nicht einen einzig «wahren Glauben», dem gegenüber alle anderen Glaubensformen «falsch» sind. Und es gibt auch nicht ein einzig «wahres Wissen», dem gegenüber alles andere Wissen und alle anderen Erkenntnisse falsch sind.

Was es jedoch gibt, sind unterschiedliche Erfahrungswelten von Menschen, sind ihre unterschiedlichen Wünsche und Interessen, ihre unterschiedlichen Standpunkte und Zielsetzungen, ihre unterschiedlichen Wissens- und Erkenntnisstände. Und offenkundig gibt es demzufolge durchaus ganz unterschiedliche Weltbilder, welche ihrerseits unterschiedliche Aspekte derselben unendlichen kosmischen Wirklichkeit betrachten und beleuchten (oder ausblenden) und welche somit einen mehr oder weniger breiten Lichtkegel auf die für uns Menschen zugänglichen Erkenntnisse zu werfen vermögen.

15. Januar 2019 |