Die Tugend der „Integrität“

Integrität [< lat. integritas = «Unversehrtheit, Intaktheit, Vollständigkeit»; hier im Sinne von «Treue zu sich selbst»] bedeutet, dass wir überall und jederzeit, unter allen Umständen und in allen Herausforderungen des Lebens an unseren eigenen ethischen Werten und Überzeugungen festhalten.Es bedeutet, dass wir uns bemühen, in allen Lebenslagen uns selbst treu zu bleiben und konsequent so zu handeln, wie wir es für richtig erachten, ohne uns durch äußere Einflüsse biegen oder gar brechen zu lassen.

Integrität bedeutet, dass unser Denken und Fühlen, unser Sprechen und Handeln nicht durch destruktive äußere Einflüsse bestimmt wird (z. B. durch Konformitätsdruck, Gruppenzwang, Fremdbestimmung, Manipulation und dergleichen), sondern stets in den eigenen Maßstäben, Werten und Tugenden begründet liegt. Es ist das Gegenteil der opportunistischen Haltung «sein Fähnchen in den Wind hängen».

Ein integrer Mensch hat durch eigenes Nachdenken und durch Lebenserfahrung ein klares persönliches Weltbild und Wertesystem entwickelt und richtet sich in seinem Sprechen und Handeln konsequent nach dieser ihm eigenen, individuellen Ethik. Er ist sich und seinen Überzeugungen unter allen Umständen treu und lässt sich weder durch entgegengesetzte Ansichten und Meinungen noch durch Angstmacherei, Drohung, Verlockung, Verführung oder Bestechung von seinem integren Verhalten abbringen. Er ist zwar unerschütterlich, unbestechlich und nicht manipulierbar, aber dennoch ist er jederzeit offen für neue Erfahrungen und neue Erkenntnisse, die er dann eigenverantwortlich in die Gestaltung seines Weltbildes und seines Wertesystems einfließen lässt. So achtet er zwar stets aufmerksam auf die Bedürfnisse der anderen und tut sein Möglichstes, um ihnen entsprechend entgegenzukommen und zu dienen, doch lässt er sich von anderen Menschen und von ihren Wünschen und Bedürfnissen nicht von seinem eigenen Wege abbringen.

Ein integrer Mensch ist sich allerdings auch darüber bewusst, dass sein persönliches Wertesystem, seine Überzeugungen und seine Maßstäbe nicht zwangsläufig auch für andere Menschen gelten, und daher respektiert und wertschätzt er die ethischen Werte anderer und ist tolerant im Umgang mit Andersdenkenden und Andershandelnden.

28. Februar 2019 |