Die Geschichte der Fingerabdrücke

Im Jahre 1926 wurde vom amerikanischen Forscher Harold Cummins (1894– 1976) der Begriff Dermatoglyphen geprägt [< altgriech. dérma = «Haut» sowie glyphé = «Zeichen, Muster»]. Dies ist die bis heute im wissenschaftlichen Umfeld und in der medizischen Forschung übliche Bezeichnung für Fingerabdrücke.

Harold Cummins war als Professor für Anatomie im Bereich der Genetik außerordentlich sachkundig und erlangte mit seiner jahrzehntelangen Forschungsarbeit, die sich über verschiedenste medizinische Gebiete erstreckte, weltweite Anerkennung als der «Father of Dermatoglyphics». Cummins erwähnte erstmals auch die Möglichkeit einer Verwendung der Dermatoglyphen als Diagnoseinstrument in der klinischen Medizin. Gemeinsam mit seinem Arbeitskollegen Charles Midlo veröffentlichte er im Jahre 1943 das Buch «Finger Prints, Palms and Soles – An Introduction to Dermatoglyphics», das noch heute als richtungsweisendes Standardwerk anerkannt ist.

Wenngleich Cummins den Begriff der Dermatoglyphie geprägt hat, ist er doch nicht der Begründer dieses Wissenschaftszweiges. Denn auch er stützte sich auf die Ergebnisse früherer Forscher, insbesondere von Francis Galton und des amerikanischen Biologen Harris Hawthorne Wilder (1864–1928), dem er auch sein Buch widmete.

Der größte und richtungsweisendste Durchbruch in der neuzeitlichen Chirologiegeschichte der Fingerabdrücke aber ereignete sich im Dezember des Jahres 1979 in einer medizinischen Universitätsbibliothek in Houston, Texas. Der damals 31-jährige amerikanische Chirologe Richard Unger studierte gerade das oben erwähnte Buch von Cummins/Midlo, als er eine Art «Vision» oder «spontane Erkenntnis» hatte, die er später so beschrieb:

«Während ich auf die Diagramme in ‹Finger Prints, Palms and Soles› starrte, lief mir ein Schauer über den Rücken. Es war etwa so, als würde ich aus einem intensiven knallbunten Traum auf- wachen. Ich fühlte mich sensationell ruhig und völlig wach, als erinnerte ich mich an etwas längst Vergessenes. Das gesamte System der Identifikation über Fingerabdrücke stand in meinem Kopf – vollständig und intakt. Und ich wusste und weiss es jetzt ganz tief in mir: Fingerabdrücke sind eine Prägung der Seelenebene.»

Unger hatte sich zu jenem Zeitpunkt bereits über zehn Jahre lang ausführlich mit nahezu der gesamten damals zugänglichen chirologischen Fachliteratur beschäftigt und viele wertvolle Erfahrungen als Handleser gesammelt. Doch urplötzlich erkannte er jetzt, welche Bedeutung den menschlichen Fingerabdrücken, diesen kleinen anatomischen Wundern, offenbar tatsächlich innewohnt und was man aus ihnen entschlüsseln kann. In der Folge begründete er sein Decodierungssystem namens «LifePrints», das auch im System der Psychologischen Handanalyse als Grundlage dient.

21. Februar 2020 |